Juristische, administrative und politische Fachübersetzungen aus dem Französischen ins Italienische während der Napoleonischen Epoche am Beispiel von Mailand und Genua

Projektzeitraum: 2017-2020

Projektmitarbeiter*innen: Michael Schreiber (Projektleitung), Sarah Del Grosso, Jelena Nikolic (wissenschaftliche Mitarbeiterinnen)

Gegenstand des Projektes sind Übersetzungen von französischsprachigen juristischen, administrativen und politischen Texten ins Italienische während der Napoleonischen Epoche. Diese Übersetzungen, die aus übersetzungswissenschaftlicher und linguistischer Perspektive untersucht wurden, sind die Folge einer Übersetzungspolitik, die bereits während der Französischen Revolution einsetzte, und im auffallenden Widerspruch steht zur allgemeinen Tendenz der damaligen französischen Sprachpolitik, jegliche Form von Mehrsprachigkeit zu bekämpfen.

Mit der Errichtung italienischer Tochterrepubliken während des sogenannten triennio rivoluzionario (1796-99) gerieten weite Teile Italiens unter französischen Einfluss, wodurch die Übersetzungstätigkeit zunehmend auf das Italienische angewandt wurde. Die aus dieser Übersetzungspolitik hervorgegangenen Übersetzungen sind aus sprach- und übersetzungswissenschaftlicher Perspektive zuvor nicht eingehend untersucht worden. Voruntersuchungen liegen insbesondere aus rechtshistorischer Perspektive vor. Übersetzungsgeschichtliche Untersuchungen, die die Wechselwirkungen von Sprache, Übersetzung und Recht in den Blick nehmen, fehlten ganz.

Das Projekt soll dazu beitragen, einen Teil dieser Forschungslücke zu schließen. Der Fokus liegt dabei auf Übersetzungen von Texten, die sich potenziell an ein breites Publikum richten, z. B. Gesetze (einschließlich Gesetzessammlungen und Gesetzbücher), Dekrete, Bekanntmachungen und politische Reden.
Für das Projekt wurde eine geographische Eingrenzung auf Mailand und Genua vorgenommen. Mailand spielte eine zentrale Rolle im Italien Napoleons, zunächst als Hauptstadt der zisalpinischen, anschließend der italienischen Republik und später als Hauptstadt des Napoleonischen Königreichs Italien. In Mailand wurden z. B. der Code civil und andere französische Gesetzbücher ins Italienische übersetzt. Die Entscheidung für Genua hängt damit zusammen, dass die Ligurische Republik zu den vergleichsweise langlebigen Schwesterrepubliken zählt, deren Geschichte zudem bisher wenig untersucht wurde.

Im Mailänder Staatsarchiv sowie in verschiedenen Archiven in Genua konnten etwa 400 gedruckte Dokumente erhoben werden, sowie viele handschriftliche Dokumente, die im Umfeld der Übersetzungen der Gesetzbücher entstanden sind. Die Dokumente wurden fotografiert, OCR-unterstützt und manuell erfasst und in eine öffentlich zugängliche Datenbank eingegeben. Die Datenbank enthält die erfassten Volltexte, die durchsucht werden können.

Mit dem Projekt wurden folgende Ziele verfolgt:

  1. Erstellen einer Datenbank der Übersetzungen (insbesondere von Archivmaterial, das bisher nicht bibliographisch erfasst ist)
  2. Beschreibung linguistischer Übersetzungsprobleme und der entsprechenden Übersetzungsverfahren (auf den Ebenen Lexik/Terminologie, Syntax, Textaufbau, Rhetorik)
  3. Beschreibung der Rolle der Übersetzungen für die Herausbildung der italienischen Fachsprache von Recht und Verwaltung
  4. Dokumentation der Übersetzungspolitik (Auswertung von Dokumenten zur Organisation der Übersetzungstätigkeit)

Datenbank des Projekts

Programm des Projektworkshops