Projektzeitraum: 2021-2025
Projektmitarbeiter*innen: Michael Schreiber (Projektleitung), Sarah Del Grosso (wissenschaftliche Mitarbeiterin)
Gegenstand des Projektes sind Übersetzungen von französischsprachigen juristischen und administrativen Texten ins Deutsche während der Zeit der Mainzer Republik (1792-1793) und der französischen Herrschaft (1798-1814) in Rheinhessen und der Pfalz. Diese Übersetzungen, die aus sprach- und übersetzungswissenschaftlicher Perspektive untersucht werden, sind die Folge einer Übersetzungspolitik, die bereits während der Französischen Revolution einsetzte und im auffallenden Widerspruch steht zur allgemeinen Tendenz der damaligen französischen Sprachpolitik, jegliche Form von Mehrsprachigkeit zu bekämpfen. Die aus dieser Übersetzungspolitik hervorgegangenen Übersetzungen sind aus sprach- und übersetzungswissenschaftlicher Perspektive im Sprachenpaar Französisch-Deutsch bisher noch nicht eingehend untersucht worden. Voruntersuchungen liegen insbesondere aus (rechts)historischer Perspektive sowie aus germanistischer Sicht vor. Übersetzungsgeschichtliche Untersuchungen, die die Wechselwirkungen von Sprache, Übersetzung und Recht in den Blick nehmen, fehlen für das Sprachenpaar Französisch-Deutsch bisher ganz.
Das Projekt soll dazu beitragen, einen Teil dieser Forschungslücke zu schließen. Der Fokus soll dabei auf Übersetzungen von Texten liegen, die sich potenziell an ein breites Publikum richten, z. B. Gesetze (einschließlich Gesetzessammlungen und Gesetzbücher), Verordnungen und Bekanntmachungen.
Für das Projekt wird aus arbeitspraktischen Gründen eine geographische Eingrenzung auf das Gebiet der Mainzer Republik (1792-1793) bzw. auf das Departement Mont-Tonnerre/Donnersberg (1798-1814) vorgenommen. Vergleichend hinzugezogen wird die Stadt Landau in der Pfalz, die bereits seit 1680 unter französischer Verwaltung stand und während des Untersuchungszeitraums zum Departement Bas-Rhin (Nord-Elsass) gehörte.
In verschiedenen Archiven im Untersuchungsgebiet konnten über 1000 gedruckte Dokumente erhoben werden. Die Dokumente wurden fotografiert, OCR-unterstützt und manuell erfasst und in eine öffentlich zugängliche Datenbank eingegeben. Die Datenbank enthält die erfassten Volltexte, die durchsucht werden können.
Mit dem Projekt werden folgende Ziele verfolgt:
- Erstellen einer Datenbank der Übersetzungen
- Beschreibung linguistischer Übersetzungsprobleme und der entsprechenden Übersetzungsverfahren (auf den Ebenen Lexik/Terminologie, Syntax, Textaufbau, Rhetorik)
- Beschreibung der Rolle der Übersetzungen für die Entwicklung der deutschen Fachsprache von Recht und Verwaltung
- Dokumentation der Übersetzungspolitik (Auswertung von Dokumenten zur Organisation der Übersetzungstätigkeit)